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Leucate 2000

Nach Süden


Nach Süden

Port Leucate (FR) – Cala Tabarell - Ampuria Brava (ES) – Estartit  - Blanes – El Masnou - Barcelona, Port Vell – Blanes - Palamos - Escala - Cala Guillola - St.Cyprien - Plage Port Leucate

19.07.2000 - 03.08.2000  Crew:  Joachim, Julia und Bodo










Die spanische Mittelmeerküste ist seglerisch, so wie wir es verstehen, nur im Bereich der Costa Brava interessant, das heißt mit einer Mischung aus Häfen und Buchten, in denen man vor Anker liegen kann. Südlich davon gibt es zwar jede Menge Marinas, aber kaum Ankerbuchten. Aber ich greife vor. Unser erster Törn im Frühsommer 2000 führte die Costa Brava entlang bis Barcelona. Die Buchten waren sehr voll, besonders durch "Badegäste", meist Motoryachten, die dann zwar abends ausliefen, aber tagsüber so dicht lagen kam, dass man Kollisionen beim Schwoien befürchten musste.

Cla TabernellIn einer schönen Bucht an der Costa Brava, der Cala Tabernell, war es so. Als wir einliefen, ankerten wir mit einigem Abstand hinter zwei großen Motor­yachten, die im Päckchen an einem Anker hingen. Als der Wind nachließ, schwoiten wir als Segler anders als das Päckchen und so mussten wir abhalten. Es gab ein großes Palaver, so dass wir in die andere, schlechtere Ecke der Bucht verholten. Prompt legten dann die Motoryachten ab. 

Nachdem wir in der durch Salvador Dali berühmt gewordenen Cala Cadaques keinen Platz gefunden haben, an dem unser Anker hielt, liefen wir weiter nach Ampuria Brava, einem modernen Tour­isten­hafen, der mit zahlreichen Kanälen in das flache Land eingeschnitten ist. Hier lief ein ständiger Strom von Booten ein und aus. Nach UKW-Ankündigung kam ein Marinero im Schlauchboot, nahm uns in Empfang und dirigierte uns auf einen Platz, der allerdings durch das Hauptfahrwasser von der Hafenmeisterei getrennt war. Es gibt allerdings einen kostenlosen Wassertaxiservice, den man per UKW abrufen kann. Es gibt dort viele Restaurants und Touristen-Shops. 

Tabernell

Wir nahmen uns einen Mietwagen und fuhren nach Figueras, um das sehr sehenswerte Dali-Museum zu besuchen. In der Hauptsaison (es war Ende Juli) wartete allerdings eine lange Schlange auf Einlass, so dass wir mit einigen Stunden Warte­zeit rechneten und erst einmal Mittag essen gingen. Wir hatten unsere Paella noch nicht gegessen, als wir nach knapp einer Stunde schon Einlass fanden. Auch Empurias mit seinen griechisch-römischen Ausgrabungen in sehr gepflegten Parkanlagen ist sehenswert.

Bei schlechtem Wind und Regen kamen wir am folgenden Tag nur bis l’Estartit, einem Hafen, der nur wegen der vorgelagerten eindrucksvollen "Islas Medes“ interessant ist. Der folgende Hafen Blanes ist dagegen sehr hübsch. An der netten Strandpromenade kann man gut essen. Wir hatten das Glück, dass am Abend im Rahmen eines Feuerwerk-Wettbewerbs ein Riesen-Feuerwerk stattfand. Wir hatten auf der Hafenmole praktisch einen Logenplatz.

Bodo

Der letzte Hafen, den wir vor Barcelona anliefen, war El Masnou, sehr groß und ordentlich, mit Anlegeservice. Der Hafen leidet etwas darunter, dass er von der Stadt durch die Eisenbahnlinie und Straße abgeschnitten ist. 

Schließlich liefen wir in den Port Vell , also den alten Hafen von Barcelona, ein, der jetzt ausschließlich Yach­t­hafen ist. Von Norden kommend musste man damals um die nach Süden reichende Hafenmole herum durch den ganzen Handelshafen wieder nach Norden laufen und dann eine Klappbrücke passieren, wenn der Mast, so wie unser, höher als 17,5 m ist. Das war nicht ganz einfach, weil über UKW weder der Brücken­wärter noch das Hafenmeisteramt zu erreichen war. Erst ein Anruf beim Marina-Bureau half. Auf deren Anforderung wurde geöffnet. Heute ist das, so wurde berichtet, kein Problem mehr. Es gibt eine Durchfahrt nahe dem Fuß, also im Norden, der Außenmole.

Barcelona Stadt

Barcelona ist eine fantastische Stadt. Neben vielen Sehenswürdigkeiten in der von Jugendstilbauten strotzenden Stadt muss man natürlich die "Sacrada Familia“ ansehen, die skurrile Kirche des Architekten Gaudi. Auch die Seilbahn über den Hafen hinweg zum Hausberg von Barcelona, dem Montjuich, ist lohnend. 

Der Port Vell zeigte sich als einer der freundlichsten Yachthäfen, die wir auf unseren Törns erlebt haben. Als wir im nächsten Jahr zu Anfang der Saison in diesen Hafen kamen, veranstaltete die Marina-Leitung eine Willkommens-Party für alle Hafenlieger, eine grandiose Idee. Bei teilweise freien Getränken war es ein sehr gelungenes Fest, auf dem wir viele Yachties kennenlernten. An einem Abend aßen wir mit Freun­den aus Barcelona in einem Spitzenrestaurant "La Dama". Es liegt in einem Haus in katalonischem Jugendstil, das fast ein Museum sein könnte.

Von Barcelona ging es wieder zurück nach Port Leucate, denn wesentlich mehr als drei Wochen Abwesenheit von meiner Kanzlei konnte ich mir damals noch nicht leisten. Bei dieser Rückreise liefen wir teilweise die gleichen Häfen an wie auf der Hinfahrt. Die Häfen waren voller und die Buchten im Bereich der Costa Brava überlaufen. Es war schließlich Ende Juli und die französische Feriensaison im Gange. In der Cala Guillola mussten wir wieder einige Wortgefechte mit französischen Motorbootschippern führen und die Carioca verlegen.

In der zweiten Nacht dort war der Wind böig und drehte dauernd. Trotz einer "Pille" (Reitgewicht) auf der Kette gingen wir Ankerwache, weil einige Felszähne nur wenige Boots­längen entfernt waren. Die Kette machte beim Schwoien einen Heidenlärm im Vorschiff, weil sie über Felsen scheuerte. Die Nacht war zwar schön, aber schwül und voller Mücken. Also bis dahin hat uns die spanische Küste und insbesondere auch die Costa Brava nicht sehr positiv beeindruckt. Über St.Cyprien ging es zurück nach Port Leucate, wo das Schiff über Sommer blieb.

Port Leucate (FR) – Marseille – St.Tropez – Nizza – Port Grimaud – Port Camarque - Port Leucate

12.09.2000 - 28.09.2000  Crew:  Joachim, Julia und Jörg

Bei diesem Törn begannen die Probleme bereits bei der Anreise. In Frankreich streikten die Tankstellen und zahlreiche Fernstraßen waren blockiert. Wir fuhren daher mit dem Wagen über Genf, um von dort möglichst mit einer Tankfüllung bis nach Port Leucate zu kommen. Es stellte sich aber als gar nicht so schlimm heraus. Auch beim Streiken waren die Franzosen glücklicherweise nicht konsequent. Bei dem ersten Törn erlebten wir einen in dieser Gegend seltenen Tag mit wenig Wind. Dann kommt man ja als Motorsegler schnell voran. Daher liefen wir statt nach Port Camarque durch bis St. Maries de la Mer, einer Hafenstadt nahe der Rhone-Mündung, in der jährlich ein internationales Zigeunertreffen stattfindet. Sie ist auch ein alter Walfahrtsort, denn der Legende nach soll die Gottesmutter Maria auch dort (wo eigentlich nicht?) gelandet sein. Dementsprechend ist auch die Kathedrale sehr eindrucksvoll, eine richtige Wehrkirche mit Zinnen. Wegen der sumpfigen Gegend wurden wir allerdings im Lokal von Mückenschwärmen angefallen, so dass wir schnell an Bord flüchteten. 

Vieux PortDer nächste Törn führte an der, oder genauer gesagt, den zahlreichen Rhone-Mündungen vorbei. Die Rhone, Frankreichs größter Fluss, ist im Mündungsbereich nicht befahrbar. Es ist ein großes Delta, dessen Arme flach und dauernden Änderungen unterworfen sind. Die Schifffahrt wird über einen Kanal seitlich herumgeleitet. Vor dem Delta ändert sich ständig die Wasserfarbe und große Fischschwärme lassen fast das Wasser kochen. Die Landschaft ändert sich dann aber schnell, auf das sumpfige Flachland der Camarque folgen, mit etwas Industrie dazwischen, karstige Hänge ähnlich wie in Griechenland.

In Marseille wollten wir natürlich in den Vieux Port, den alten Stadthafen, dessen Einfahrt von einer malerischen Festung mit Leuchtturm gesäumt ist. Wegen Regatten war es schwierig, einen Platz zu bekommen, aber schließlich konnten wir doch festmachen. Die Hafenleitung ist gut organisiert und sehr freundlich. Wir bekamen noch jahrelang Weihnachtskarten vom Hafen Marseille, obwohl wir dort nur einen Tag lagen! Danach ging es vorbei an dem Chateau d’If, das als

Chateau d’If

Gefängnis der Romanfigur des Grafen von Monte Christo traurige Berühmtheit erlangt hat. Man darf es nicht mit der tatsächlich existierenden Insel Monte Christo südlich von Elba verwechseln.

Das Chateau d’If  liegt direkt vor Marseille und war tatsächlich eine Gefängnisinsel. Wenn man weiter an der Küste entlang läuft, wird zwar die Küstenlandschaft sehr großartig, wir fuhren aber erst lange Zeit durch furchtbar stinkendes Wasser. Von meinem Freund Bodo erfuhren wir, dass Marseille seine Abwässer immer noch weitgehend ungeklärt ins Meer leitete.

CalanquesDie steile Felsküste wird von den Calanques unterbrochen, schmalen, sehr spektakulären Fjorden mit fast senkrechten Felswänden. Wir fuhren Besichtigungsschleifen durch diese Fjorde, blieben aber nicht über Nacht, sondern liefen weiter nach Cassis, wo wir den letzten für uns passenden Liegeplatz  bekamen, an einem nur ca. anderthalb Meter breiten Stegkopf. Ich hatte nie realisiert, dass die Küste östlich von Marseille so spektakulär ist. Es lohnt sich schon deswegen, dort entlang zu segeln. Die Felswände sind teilweise bizarr, so ein Felsen, der wie eine Haifisch-Flosse aussieht.

HaifischflosseÜber die Iles Porquerolles ging es weiter nach St.Tropez, wo wir nicht nur wegen Mistrals einen Tag lagen, weil Julia natürlich den Jetset sehen wollte. Wir lagen nicht an der Stadtpier, wo unsere Carioca unter den Riesen-Motoryachten wie ein Bei­boot ausgesehen hätte, aber auch der Yachthafen ist nicht schlecht und Friedhofnicht zu weit von der Stadt. Die beste Aussicht hat man aber, so fanden wir, vom alten Friedhof von St.Tropez aus.

In Nizza begann das Problem mit den Liegeplätzen. Es war er schon Mitte September und nach unseren Erfahrungen mit den französischen Ferien müsste eigentlich keiner mehr unterwegs sein. Wir hatten jedoch nicht in mit den Regatten gerechnet. Offensichtlich ist in der Mittelmeerregion der September und Oktober die Hauptsaison für Regatten, wahrscheinlich, weil man dann schon mit etwas mehr Wind rechnen kann. Hinzu kam noch, dass in Monaco eine Bootshow stattfand, so dass die nicht daran beteiligten Mega-Yachten alle umliegenden Häfen besetzten. Anfragen über UKW ergaben, dass zwischen Cannes und Monaco in insgesamt sechs Häfen kein einziger Liegeplatz frei war. Wir versuchten es trotzdem in Nizza, wurden aber "weggescheucht". Wir hätten wieder auslaufen müssen,  wenn wir nicht geltend gemacht hätten, einen Schaden am Schiff beheben zu müssen.Häuser Das war zumindest nicht ganz in geflunkert, denn tatsächlich hatte unsere Navigations-Elektronik ein Problem, das sich allerdings nach dem Anlegen von selbst wieder behoben hatte. So wurden wir auf einen sehr unbequemen, schmutzigen und lauten Platz an einer Ecke der Fährpier verwiesen, wo wir zwischen zwei Arbeitsbooten längsseits lagen. Es war aber nicht daran zu denken, noch einen Tag zu bleiben, was wir gern getan hätten.

Von Nizza aus ging es wieder nach Westen zurück. In Cannes war wieder kein Platz zu bekommen. Die Marina Baie-des-Anges zogen wir nicht in Betracht, weil die futuristischen Ferien­hoch­häuser uns abschreckten. Auch aus dem großen Hafen von Antibes wurden wir wieder weggejagt, obwohl sich ein guter Bekannter, ein Bootsmann auf einer großen Yacht, für uns einsetzte. Wir liefen dann um das Cap d’Antibes herum nach Port Galice. Dort waren wir wohl weit genug von Monaco entfernt. Wir bekamen den Platz, auf dem sonst die Yacht des damals noch aktiven Formel-1-Piloten Jean Alesi lag. Abends gab es "Bordfest". Jörg hatte sich mit vier Norwegerinnen angefreundet, sehr netten und klugen Frauen, die gerne an Bord mit uns feierten. 

GrimaudDer anschließende Törn nach Port Grimaud begann mit SW1 und endete mit WNW6, bestes Segeln hoch am Wind. Schon in der Nacht zuvor waren mehrere Fronten durchgezogen und selbst im Hafen mit Bft 8 über uns hergefallen, was etwas Schlaf gekostet hatte. Auch in Port Grimaud war es nicht einfach, einen Liegeplatz zu bekommen, obwohl in dem Gewirr von mit Ferienhäusern gesäumten Kanälen kilometerlang Platz für Boote ist.Grussan Durch Vermittlung eines Bekannten bekamen wir dann doch einen Platz in der Marina, wo wir am nächsten Tag eine kleine Reparatur hatten (wieder einmal der Keilriemen). Auch auf den vorgelagerten Inseln gab es Liegeplatz-Probleme. In Porquerolles war nicht nur der Hafen voller Regattaboote, sondern auch allemöglichen Bojen- und Ankerplätze belegt. Wir mussten uns in einer Bucht vor der Küste vor Anker legen, der Anse de Notre Dame. Zurück ging es wieder an den bizarren Inselchen und Marseille vorbei durch den Golf de Lyon.

GruissanIm Gegensatz zur Cote d’Azur, wo noch viel Betrieb war, war es außerhalb der Ferienzeit westlich der Rhone ziemlich tot. Auch in dem Riesenhafen Port Camarque und dem nachfol-genden hübschen Gruissan war "tote Hose". Auf dem letzten Törn nach Port Leucate wurde es noch einmal recht lebhaft. ESE 7 mit einem sehr unangenehmen Seegang. Der Wind hatte sich allerdings schon durch einen hohen Schwell angekündigt. Der Seegang reichte von an-fangs 2 bis zu 3 m. Wegen der schon vorher geschilderten Probleme mit der Untiefe in der Hafeneinfahrt von Leucate hatte ich große Bedenken bei dem hohen Seegang, aber offensichtlich hatte der Wind so viel Wasser an der Küste aufgestaut, dass wir bequem darü-ber hinweg kamen.

Das Fazit dieses Törns war, dass die Cote d’Azur, so interessant sie sowohl landschaftlich als auch kulturell ist, jedenfalls nicht das Segelrevier ist, das wir uns vorgestellt haben. Wenn man immer fürchten muss, keinen Liegeplatz zu bekommen, leidet doch die Freude am Segeln sehr. Außerdem waren schon damals, im Jahr 2000, die Preise sehr ansehnlich. So zahlten wir in Port Galice 340 ffr (ca.55 €) pro Nacht, was natürlich heute von den italienischen Marinas mit Leichtigkeit getopt wird.

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